Neben dem schiefen Mülleimer geht es runter zum Strand. Der Strand ist nicht viel aufregender als der schiefe Mülleimer. Das Meer, das immer wieder versucht sich den Strand hochzukämpfen, braucht Viagra-mare. Das Meer brandet nicht, es tobt nicht. Keine Gischt fliegt mir ins Gesicht, als ich meinen Körper in das kalte Nass begebe. Es ist einfach nur. Das Meer. Mittelmeer. Irgendwie sagt der Name doch alles. Supermeer. Mare superior. Tollesmeer. Ichkannnichtglaubenwiegeildasisthiermeer.
Nee, das Meer hier, ist einfach nur, mittel.
Am Strand gibt es Tauben. Am richtigen Meer, so einem Meer in dem Bohrinseln stehen und Wikungerkoggen seit Jahrhunderten am Meeresboden schlummern, da gibt es Möwen. An diesem Meer, das so gerade mal mittel ist, gibts nur Tauben. Klar, sie gurren nett. Vermutlich spanisch. Sind auch braungebrannter als die Tauben daheim, und zur Fusspflege gehen sie auch, offensichtlich, denn ihre Krallen sind tiefrot und nicht vom eigenen Schnabel zerfleischt, wie bei den Tauben unter der U-Bahn. Aber irgendwie passen Tauben und Meer, egal wie mittel, nicht zusammen.
Ich denke wie dieses Meer ist, dieses gleiche Meer, wenn ich mit ihr hier bin. Dann liebe ich das Meer, weil sie da ist, und sie liebt das Meer doch so. Sie schreit vor Freude und springt in den Wellen. Und wenn sie da ist, freut sich das Meer auch. Springt ihr entgegen, tobt mit ihr, und weil es nur ein Meer ist und nicht irgendwas schlaues, springt es auch an meinen Beinen hoch, wie ein Bernhardiner-Welpe. Mit viel zu viel Kraft, haut mich um und leckt mein Gesicht. Nass und salzig; und dann höre ich ihr Lachen hinter mir und der kleine, große Hund hat auch sie umgehauen und ihr Gesicht feucht abgeknutscht.
Das Meer ist unschuldig. Ich bin es, der einfach nur mittel ist. Aber wenn sie da ist, bin ich mehr als das. Und das Meer ist es auch. Bald bin ich zuhause.
(Mein Dank an Herrn Paulsen. Bloggen hilft.)
andropovs onkel - 8. Jun, 00:04